Künstlerportrait Emil Kauth

27. April 2020

Heute lernt ihr bei uns Emil Kauth kennen, unseren Regisseur von „Emil und die Detektive“. Leider ist es natürlich jetzt so, dass wir die für Juli geplante Vorstellung aufgrund der aktuellen Corona-Situation absagen mussten, und das ist sooo schade. Doch wie Emil selbst sagt: „Aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben“, und so bleiben wir optimistisch und hoffen, dass wir dieses tolle Musical doch noch zusammen auf die Beine stellen können.

In der Zwischenzeit werdet ihr immer mal wieder Emil und den Detektiven hier bei Cantemus-TV begegnen und wir hoffen, dass ihr Spaß daran habt.

Jetzt aber wieder zum echten Emil.

Ohne Corona wäre er jetzt eigentlich noch in Düsseldorf, wo er seit zwei Jahren als Regieassistent tätig ist, was ihm großen Spaß macht. Was hat er nun mit Regensburg und dem Cantemus Chor zu tun?

Ganz einfach: Emil ist in Regensburg aufgewachsen und war am Pindl, wo er sich im Schultheater sehr engagiert hat. Direkt nach der Schule ist er dann für ein freiwilliges kulturelles Jahr nach Düsseldorf ans Schauspielhaus gegangen. Dort ist er hängen geblieben, denn es ist ihm gleich eine Stelle als Regieassistent angeboten worden. Jetzt ist Emil 20 Jahre alt und möchte nun doch noch sein Vorhaben verwirklichen, zu studieren, daher wird er im Herbst an die Uni nach München gehen und dort erstmal „Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft“ studieren, bevor es dann hoffentlich wieder ans Theater zurück geht.

Im Cantemus Chor ist er nie gewesen, denn er singt eigentlich selbst gar nicht so gerne und sein Herz schlägt mehr für die Arbeit hinter der Bühne und rund um die Bühne herum.

Wie es im Moment ja typisch und kaum anders möglich ist, haben wir uns auf Zoom zum Interview getroffen.

Cantemus-TV: Wie bist du denn eigentlich zum Theater gekommen?

Emil: Durch eine großartige Schultheatergruppe, da habe ich schon in der 5. Klasse angefangen selber zu spielen und auf der Bühne zu stehen. Die ganze Schulzeit über habe ich das mit großer Begeisterung gemacht. Und am Stadttheater habe ich an einem tollen Jugendclub mitgewirkt. In den letzten Schuljahren habe ich dann auch viele Aufgaben hinter der Bühne übernommen, habe Proben organisiert und mehr.

Cantemus-TV: An welches Theaterstück, bei dem du mitgewirkt hast, erinnerst du dich besonders gerne?

Emil: „Leonce und Lena“ von Büchner fand ich ganz toll. Auch „Die 39 Stufen“, eine rasante Spionagegeschichte nach einem Hitchcock Film, hat großen Spaß gemacht.

Cantemus-TV: Man könnte ja nun auch erwarten, dass du vielleicht Schauspieler hättest werden wollen. Was hat dich davon abgehalten?

Emil: Eigentlich habe ich nie die Ambitionen gehabt, beruflich ins Schauspiel zu gehen. Ich habe schon früh mitbekommen, dass das ein echt harter Job ist, man ist ständig aufgefordert vorzusprechen, ist für jede Rolle wieder in einer Bewerbungssituation. Und ständig muss man sich auf der Bühne präsentieren, sich emotional ausschütten. Das ist echt hart und ich empfinde große Bewunderung für alle Schauspieler, die das machen. Aber ich war immer ganz froh, dass das nicht mein großer Traum war.

Cantemus-TV: Welcher Bereich am Theater interessiert dich denn am meisten?

Emil: Ich habe schon früh gemerkt, dass mir alles hinter der Bühne viel Spaß macht, besonders der Bereich, der in der Dramaturgie angesiedelt ist. Und so interessiert mich am meisten die Arbeit als Dramaturg, wo man sich am Theater an einem Knotenpunkt zwischen Kunst, Kommunikation und Organisation befindet und viele spannende Bereiche und Aspekte zusammenbringt. Dramaturgen machen zum Beispiel den Spielplan am Theater und können so das künstlerische Profil eines Hauses gestalten, indem sie schauen, welchen Regisseur sie mit welchem Stück und welcher Besetzung zusammenbringen wollen. Das finde ich sehr reizvoll, so zu arbeiten. Das wäre auch meine Idee für die Zukunft, in diese Richtung zu gehen.

Cantemus-TV: Was gefällt dir an deiner derzeitigen Arbeit als Regieassistent und was sind vielleicht besonders schöne Momente während einer Probenphase?

Emil: Als Regieassistent ist es toll, wenn man so acht Wochen lang gemeinsam an einem Projekt arbeitet: Alle ziehen am gleichen Strang, wollen es zur Premiere bringen und freuen sich voll drauf. Das hat man wahrscheinlich nur in wenigen Berufen, dass alle auch bereit sind, da so viel Zeit und Kraft reinzustecken - gerade für die oft ja nicht eben fürstliche Bezahlung am Theater.

Sehr schön ist natürlich immer die Premiere, wenn der ganze Stress der Endproben von einem abfällt und es dann eine schöne Premierenparty gibt. Da sitze ich im Publikum und habe als Regieassistent nichts mehr zu tun, und da kann ich das Stück zum ersten Mal ohne zweite Aufgabe ansehen.

Ganz spannend ist aber auch so eine erste Probe, weil da alle für ein Projekt zum ersten Mal zusammenkommen, das ist immer ein ganz besonderer Moment.

Cantemus-TV: Was reizt dich denn an der Inszenierung von Emil und die Detektive mit dem Cantemus Chor?

Emil: Ich mag den Roman von Erich Kästner total gerne und finde es so toll, wie Kästner die Kinder wirklich ernst nimmt, wie er sie ernster nimmt als die Erwachsenen und wie er so gar nicht von oben herab schreibt, sondern man das Gefühl hat, er ist da wirklich mit den Kindern in Berlin unterwegs. Und die Musicalbearbeitung ist wirklich großartig mit anspruchsvoller 20er Jahre Musik.

Und ich bin schon sehr gespannt darauf, wie es ist, mit so vielen Kindern wie jetzt beim Cantemus Chor zusammen zu arbeiten. Mit 150 Kindern auf der Bühne, das ist schon irre. Das ist sicher eine Herausforderung mit so einem Kinderschwarm, aber ich habe mich sehr drauf gefreut. Und die Kollegen vom Cantemus Chor sind da ja super erfahren und kennen jedes Chorkind, wissen wie die Gruppendynamik funktioniert. Ich habe auf jeden Fall große Lust auf diese Herausforderung und die Arbeit mit den Kindern.

Cantemus-TV: Gibt es etwas, das dich an diesem Projekt besonders fasziniert?

Emil: Ich finde, dass dieser Stoff so gut zum Konzept vom Cantemus Chor passt. Es geht eben um die Kinder und es sind wirklich die Kinder die Helden. Und zwar nicht nur die einzelnen Kinder, denn die Geschichte ist ja, dass nur die große Masse der Kinder gemeinsam diesen Dieb fangen kann. Und das passt natürlich perfekt zum Cantemus Chor, weil da ja die große Masse an Kindern da ist und die so gemeinsam zum Helden dieser Geschichte werden können. Es ist nicht nur Emils Geschichte, sondern vor allem die Geschichte dieser Berliner Kinder, dieser Masse an Kindern die gemeinsam ein Ziel verfolgen, zusammenhalten und so Großes erreichen – wie im Cantemus Chor.

Cantemus-TV: Emil führt Regie bei Emil und die Detektive - hast du durch die Namensgleichheit vielleicht einen besonderen Bezug zu dem Stück?

Emil: „Emil und die Detektive“ war bei mir namenstechnisch immer präsent. In meiner Kindheit war Emil ein sehr ungewöhnlicher Name und ich wurde immer nach „Emil und die Detektive“ gefragt, das war so ein richtiger Spitzname. Das war schon auch mal nervig, aber die Geschichte mochte ich trotzdem immer gerne. Ich habe auch gerne die alten „Emil und die Detektive“ Filme gesehen: Seit den 30er Jahren sind etwa zehn teils sehr verschiedene Verfilmungen erschienen, von denen viele sehr sehenswert sind. Es gibt sogar eine japanische und eine argentinische Version!

Cantemus-TV: Was machst du denn sonst noch so gerne in deinem Leben?

Emil: Als Regieassistent hat man oft sehr lange Arbeitstage und da passiert es schnell, dass man in einer Theaterblase lebt und phasenweise von der Außenwelt wenig mitbekommt. So hatte ich in den letzten Jahren sehr intensiv mit Theater zu tun. Ansonsten koche ich sehr gerne, lese viel und treffe mich gerne mit Freunden. Und ich freue mich schon, dass ich, wenn ich jetzt studiere, weniger nachts arbeiten und für all diese anderen Sachen wieder mehr Zeit haben werde.

Vielen Dank, Emil, für das interessante Interview. Und jetzt freuen wir uns sehr, dich in deinem eigenen Video zu erleben!

 

 

 

Künstlerportrait: Emil Kauth